Geschichte der Orgel in Sankt Gumbertus

Der Name der Kirche geht zurück auf den fränkischen Edelfreien Gumbert, der 748 in der Gegend ein Benediktinerkloster gründete. Die Blüte erlebte das Kloster im 11. Jahrhundert, nachdem es in ein Kollegiatsstift umgewandelt worden war. 1528 trat durch einen Landtagsbeschluss unter Georg dem Frommen die Kirche samt der Markgrafschaft Ansbach zur evangelisch-lutherischen Kirche über.
Die Kirche vereint verschiedene Baustilepochen, angefangen mit der Krypta (um 1040), über die Georgskapelle (14. Jahrhundert), den hohen Chor der früheren spätromanischen Hauptkirche (heutige Schwanenritterkapelle aus dem 16. Jahrhundert) bis zum bestehenden Repräsentationskirchenbau, der unter Markgraf Carl Wilhelm Friedrich 1738 durch Leopoldo Retti erbaut wurde.
Johann Christoph Wiegleb wurde am 19. März in Heldritt (nahe Coburg) geboren und wuchs in einer Orgelbauerfamilie auf. Den ersten orgelbaulichen Unterricht erhielt er bei seinem Vater Hieronymus Wiegleb (1664 – 1723) und setzte seine Ausbildung bei einem Schüler des Eisenacher Orgelbauers Georg Christoph Sterzing (1660 – 1711) und bei Johann Georg Fincke (1680 – 1749) fort. Hier lernte er beim Bau der Orgel in der Johanneskirche Saalfeld (III/30) auch den Großorgelbau kennen. Johann Sebastian Bach selbst nahm diese Orgel 1724 ab und lobte sie in den höchsten Tönen. Die zweite Lehre führte Wiegleb 1711 nach Wilhermsdorf zu Adam Ernst Reichard (1670 – 1756), wo er sich im selben Jahr auch selbstständig machte. 1720 ernannte man ihn zum Hochgräflich Hohenloh-Schillingsfürstischen Orgelmacher für das „Unterland“ und am 9. März 1739 zum Hof- und Landorgelmacher in Ansbach. Seine Werkliste wird auf 60 Orgeln geschätzt (davon 35 nachweisbar). Johann Christoph Wiegleb starb 1749 in Steppach.
Die Orgel in Ansbach (III/47) war sein größtes Werk und wurde 1736 bis 1739 mit einem Gehäuse von Leopoldo Retti erbaut. Das prachtvolle Äußere entsprach ganz der Hofhaltung des absolutistischen Markgrafen Carl Wilhelm Friedrich von Brandenburg Ansbach und die Ausstattung mit besonderen Stimmen verlieh dem Instrument eine ikonische Bedeutung. Leider erkannte diese niemand zu der Zeit, und als der Sohn von Carl Wilhelm Friedrich, der aufgeklärte Markgraf Alexander die Regierungsgeschäfte übernahm, und nach dem Tod des Hofkomponisten Johann Friedrich Mayer die regelmäßige Kantatenproduktion endete, verfiel die Orgel in die Bedeutungslosigkeit. Sie wurde kaum gewartet (nur im Jahr 1800 ist eine sparsame Ausreinigung belegt) und wurde 1884 durch einen Neubau von Georg Friedrich Steinmeyer unter Beibehaltung des historischen Gehäuses ersetzt. Lediglich 18 Register wurden übernommen, der Prospekt blieb stumm. 1961 baute Steinmeyer abermals ein neues Werk hinter die Schauseite, das dem damals neobarocken Klangideal entsprach und wieder gingen zahlreiche Wiegleb-Register dabei verloren. Da das Werk qualitativ nicht sehr hochwertig war, stand man zur Jahrtausendwende erneut vor der Frage, was mit der Orgel geschehen solle. Durch den Einsatz des damaligen Kantors Rainer Goede entschied man sich nach gründlicher Forschungsarbeit nicht für einen Neubau, sondern für eine Rekonstruktion der Wiegleb-Orgel durch die niederländische Orgelbaufirma Reil, die 2007 fertiggestellt wurde. 500 Wiegleb-Pfeifen, die beim Neubau der Orgel 1986 in Sankt Kilian, Bad Windsheim durch die Firma Steinmeyer übrig geblieben waren (ursprünglich erbaut 1738 von Wiegleb), wurden wiederverwendet.
Besonders hervorzuheben sind die reiche Ausstattung mit Grundstimmen, die es erlaubt, Orgelwerke des Barock über die Klassik bis zur Frühromantik darzustellen. Erwähnung verdient auch das Vorhandensein eines Registers (Echo, ein Kornettregister) in einem Schwellkasten.