Geschichte der Orgeln im Willibrordi-Dom Wesel

Erbaut wurde der Willibrordi-Dom von 1498 bis 1540 als spätgotische Basilika mit 5 Kirchenschiffen. Den 1487 errichteten Turm übernahm man dabei aus dem gotischen Vorgängerbau von 1424 bis 1480. 1883 bis 1896 renovierte man das Bauwerk dem spätgotischen Zeitgeschmack entsprechend. Im Zweiten Weltkrieg, bei dem Wesel fast vollständig zerstört wurde, erlitt auch der Willibrordi-Dom erhebliche Schäden. Ab 1948 baute man ihn wieder auf, wobei die neugotischen Ergänzungen des 19. Jahrhunderts weitgehend abgetragen wurden. Den Abschluss des Wiederaufbaus bildete die Errichtung des Chorreiters 1994, von dem aus heute viermal täglich ein Glockenspiel erklingt.

Eine erste Orgel ist bereits 1418 aus alten Rechnungsbüchern nachweisbar. Im Jahr 1528 errichtete man ein neues Orgelwerk oberhalb der Sakristei. Johann Bader erbaute 1645 eine neue Orgel über dem heutigen Nordportal, die 27 Register auf drei Manualen und Pedal besaß.

Gehäuseteile der Bader-Orgel verwendete die Firma Sauer (Frankfurt/Oder) zum Bau eines neuen Instruments auf der Westempore. Mit ihren 80 Registern war die Orgel damals die größte in Westdeutschland. Diese Größe zog 1897 Karl Straube nach Wesel, wo er das Organistenamt übernahm. Aber schon 5 Jahre später wurde er Organist an der Thomaskirche und später Thomaskantor in Leipzig. Seiner Freundschaft mit Max Reger verdankt Wesel einige Uraufführungen der damals als unspielbar geltenden Orgelwerke Regers.

Die Sauer-Orgel wurde bei den Bombenangriffen 1945 vollständig zerstört. Erst 1964 baute man eine neue Orgel der Firma Walcker aus Ludwigsburg, die ihren Platz im Chorraum fand. Sie verfügte über 66 Register auf vier Manualen und Pedal. Durch die Bedeutung Karl Straubes benannte man sie nach diesem. Wegen der neobarocken Disposition, der schwergängigen Traktur und dem teilweise minderwertigen Material ergingen jedoch schon in den 1980er Jahren Forderungen nach einem Umbau des Instruments.

Schließlich erbaute die dänische Firma Marcussen an derselben Stelle im Jahr 2000 eine neue Orgel, in der viele Register aus dem Vorgängerinstrument wiederverwendet wurden. Die Fertigstellung erfolgte 2001 durch Einbau zusätzlicher Register. Das Orgelwerk besitzt 56 Register auf drei Manualen und Pedal und 4675 Pfeifen. Den Prospekt entwarf der Bonner Architekt Ralph Schweizer. Ein Blitzschlag zerstörte im Jahr 2020 den Setzer. Dieser wurde durch die Firma Karl Schuke (Berlin) erneuert, wobei auch Oktavkoppeln eingebaut wurden.