Geschichte der Orgel in Mimbach

Die Christuskirche in Mimbach (heutiger Ortsteil von Blieskastel, Saarland), auch “Dom des Bliestals” genannt, wurde in den Jahren 1767 bis 1769 von Landbaudirektor Philipp Heinrich Hellermann aus der Herrschaft Pfalz-Zweibrücken erbaut. Innen präsentiert sie sich schlicht und damit typisch für den Calvinismus dieser Epoche. Der Kirchturm stammt von einer früheren Kirche, wohl aus dem 14. Jahrhundert.
Aus finanziellen Gründen wurde die Kirche in der Anfangszeit nicht mit einer Orgel ausgestattet, erst 1859 kam es zu einer Vertragsunterzeichnung mit dem damals berühmten Orgelbauer Eberhard Friedrich Walcker (Ludwigsburg) über einen Orgelneubau mit 16 Registern zum Preis von 3167 Gulden. Diese Orgel wurde als Opus 170 am 18. März 1860 feierlich eingeweiht und vom Musikdirektor Jakob Heinrich Lützel aus Zweibrücken (deren Alexanderskirche ebenfalls über eine Walcker-Orgel verfügte) als ein “in jeder Weise gelungenes und ausgezeichnetes Werk” bezeichnet.
Eberhard Friedrich Walcker war der Sohn von Johann Eberhard Walcker, eines Orgelbauers aus Cannstatt. Er erlernte den Beruf des Orgelbauers in der väterlichen Werkstatt und gründete 1821 in Ludwigsburg seinen eigenen Betrieb. Schon bald baute er bedeutende Großorgeln, zum Beispiel für die Frankfurter Paulskirche, die Stuttgarter Stiftskirche und das Ulmer Münster. Später wurde er zum “Hoforgelbaumeister König Wilhelms II. von Württemberg und Lieferant des Vatikans” ernannt. Seine Orgeln zeichneten sich durch hohe künstlerische und handwerkliche Qualität aus, außerdem führte er den Jalousie-Schweller und die Kegelwindlade ein und bahnte damit der deutsch-romantischen Orgel den Weg. Original erhalten sind neben der Mimbacher Orgel nur noch die Instrumente in Schramberg (1844) und Hoffenheim (1846), die meisten seiner Werke fielen den Bomben im Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
Die Mimbacher Orgel war außer farblichen Veränderungen des Gehäuses lange Zeit im Originalzustand, lediglich die Prospektpfeifen mussten 1917 für Kriegszwecke abgegeben werden, diese wurden 1925 durch Zinkpfeifen ersetzt. Leider ging auch an diesem Instrument die sog. “Orgelbewegung” nicht vorüber, und sie wurde 1965 nach dem damals herrschenden Klangideal durch die Firma Oberlinger aus Windesheim umgestaltet. Dabei stellte man auch die Prospektpfeifen anders auf. Jedoch blieb der Pfeifenbestand zum großen Teil erhalten, weshalb man den besonderen Denkmalwert dieser Orgel erkannte. Zahlreiche Spenden ermöglichten 2016 und 2017 eine Rückführung in den Originalzustand inklusive der Balganlage durch die Firma Lenter aus Sachsenheim. Die Wiedereinweihung fand am 25. März 2017 statt.